Grabenlose Verlegung von vier parallelen Fernheizkabeln im Saarland
Von Dipl.-Ing. Marco Reinhard, LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG
Vier Nahwärme-Rohre des Typs Flexwell-Fernheizkabel Da 220 mm der Firma
Brugg Rohrsystem AG sollten bei Ottweiler im Saarland mit einem Abstand von je einem Meter, parallel auf einer Länge von ca. 160 Metern verlegt werden. Der grabenlose Abschnitt ist Teil einer kilometerlangen Nahwärmetrasse als Verbindung zwischen einem zu errichtenden Blockheizkraftwerk und den zu beheizenden Endkunden. Verlegt werden zwei Zulauf- und zwei Rücklauf-Leitungen sowie ein Leerrohr für ein Steuerkabel.
Die Horizontalspülbohrabteilung der Bauunternehmung LEONHARD WEISS Göppingen/Satteldorf, bestehend aus 25 Mitarbeitern mit sieben Bohrgeräten, hatte hierzu von der Energiegenossenschaft Fürth eG den Zuschlag erhalten.
Als Baugrund steht weitgehend Sandstein an mit geschätzten Druckfestigkeiten zwischen
50 N/mm2 und 100 N/mm2. Zur Unterquerung eines Gewässers mussten die 160 Meter langen Parallel-Bohrungen einen 15 Meter tiefen Geländeeinschnitt mit 20 % geneigten Hangflächen überwinden. Hierbei waren Mindest-Bohrradien von 100 Metern durch den Rohrhersteller vorgeschrieben.
Die Schwierigkeit lag in dem geringen Abstand der fünf parallelen Bohrungen von einem Meter. Auch waren Ein- und Austrittspunkte der Bohrungen genau einzuhalten. Hierzu war eine gute Steuerbarkeit des Bohrkopfes bei wechselnden Bodenschichten und schräg verlaufenden Felshorizonten unabdingbar. Für diese anspruchsvollen Bohrungen entschied sich der Bauleiter der Firma LEONHARD WEISS zum Einsatz der neu erworbenen
Bohranlage Ditch Witch® JT 30 All Terrain, welche mit Zugkraft von 133 kN und Drehmoment von 5.420 Nm zu den „Mini-Bohrgeräten“ zählt. Felsbohrungen sind die besondere Stärke dieser mit Doppelbohrgestänge ausgestatteten Horizontalbohranlage. Die Rollenmeißel werden bei diesem Gestängetyp durch Rotation eines Innenrohres angetrieben.
Das zwei Dutzend-starke Team der Bohrabteilung verfolgte mit Spannung die Leistungsfähigkeit der neuen Bohranlage. Die Pilotbohrungen konnten, mit Unterstützung einer EDV-Bohrplanung, ohne nennenswerte Abweichungen gegenüber der Solltrasse im Walk-Over-Messverfahren in Tiefen bis zu acht Metern unter GOK erstellt werden. Die Aufweitbohrungen auf 250 mm und dann 350 mm Durchmesser (so schreibt es der Rohrhersteller vor) konnten mit maximalen Zeiten von 15 min auf die Bohrstange durchgeführt werden. Die Zugkräfte beim Einzug der Fernheizkabel lagen noch unterhalb von 50 kN. Alle fünf Bohrungen konnten innerhalb von 18 Arbeitstagen fertiggestellt werden. Mit guter Arbeitsvorbereitung, der Zuverlässigkeit, dem Doppelbohrgestänge und der sehr guten Steuerbarkeit der Ditch Witch®-Bohranlage, meisterte das erfahrene Bohrteam die Bohraufgabe schnell, akkurat und sehr wirtschaftlich.
Die Ditch Witch® JT30 All Terrain nach einem der jeweils innerhalb von drei Stunden erfolgten Rohreinzüge auf der Startseite der fünf Bohrungen.
Die Zielgrube mit den vier exakt parallel eingezogenen Nahwärme-Rohren und dem zusätzlichen Schutzrohr.
Fotos: LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG